Wir alle wünschen uns, dass es wieder so wird wie vor der Pandemie. Spontan mit Freund*innen treffen, schnell in den Supermarkt gehen, die Großeltern besuchen, zur Uni oder in die Schule fahren oder zur Ärztin gehen. Und das alles, ohne vorher zum Testzentrum zu fahren, sich durch Terminportale für Impfungen zu kämpfen und zwei Minuten nachdem man die Wohnung verlassen hat, nochmal zurückrennen, weil man die Maske vergessen hat. Und ganz besonders: ohne die Sorge und die Angst sich anzustecken und Schaden an der eigenen Gesundheit zu nehmen, oder was besonders für uns junge Menschen die Angst ist: jemanden unbemerkt anzustecken und damit andere Menschen in Gefahr bringen. Und es könnte so einfach sein, dass wir näher an dieses Wunschszenario drankommen. Wir alle könnten sicherer sein, entspannter studieren, arbeiten oder uns treffen. Dafür müssen wir aber alle geimpft sein. Wir sind es und ihr wahrscheinlich auch. Doch das allein reicht nicht. Wir brauchen eine viel höhere Impfquote als jetzt. Denn eine Impfung schützt vor einem schweren Verlauf und meistens auch vor einer Ansteckung. Die Infektionszahlen bei Ungeimpften sind nicht umsonst viel höher als bei Geimpften. Und deshalb ist die Impfung keine Privatangelegenheit, denn wer geimpft ist, schützt auch andere.
Die Impfstoffe sind wirksam und sicher und unser einziger Weg aus der Pandemie. Und dieses Wissen ist kein Geheimnis, die Informationen sind der breiten Öffentlichkeit schon lange zugänglich. Dennoch sind knapp 30% der Deutschen ungeimpft. Schuld daran sind die Lügen, die gezielte Desinformation und Hetze der Impfgegner*innen, die sich einen Dreck darum scheren, dass die Intensivstationen voll sind, Pflegekräfte komplett am Ende und in Deutschland mittlerweile über 100.000 Menschen an Covid-19 gestorben sind. Mit anderen Worten: egoistische, unsolidarische und menschenverachtende Schwurbler*innen tyrannisieren vulnerable Gruppen und medizinische Fachkräfte, nur um ihrer Ideologie, die klar und deutlich als rechts, faschistisch und antisemitisch bezeichnet werden muss, auf Kosten aller eine Bühne zu bieten.
Es ist unerträglich, dass in der Schwurbelszene ständig Ungeimpfte mit Jüdinnen und Juden unter der NS-Herrschaft verglichen werden. Die Nachahmung der sog. “Judensterne”, in denen das Wort “ungeimpft” steht, die Vergleiche von Virolog*innen mit Nazi-Ärzten oder die Gleichsetzung einer dringend notwendigen Impfpflicht mit der Shoah sind antisemitisch, geschichtsrelativierend und gefährlich. Diese Verunglimpfung der Opfer der Shoah ist zu verurteilen!
Die Verschwörungserzählungen und fake news rund um Corona und Impfungen sind gefährlich. Von Aussagen wie “die Impfung bringt doch nichts” bis hin zu “die Impfung vergiftet uns alle” ist alles dabei. Fakt ist aber, und man kann es nicht oft genug sagen, die Impfung ist sicher, wirksam und unser Weg aus der Pandemie. Stattdessen stecken sich Schwurbler*innen an, sie gefährden sich und andere. Sie greifen auf angeblich wirksame Mittel wie Entwurmungskuren für Pferde zurück. Dadurch gefährden sie nicht nur ihr eigenes Leben und ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit und das Leben anderer. Es gibt Risikogruppen, bei denen die Impfung aus gesundheitlichen Gründen weniger schützt. Diese Menschen sind dringend auf unsere Solidarität angewiesen. Wir müssen sie mitschützen, indem wir uns impfen lassen. Natürlich gibts es auch Impfdurchbrüche. Es hat nie irgendjemand behauptet die Impfung würde zu 100% vor Corona schützen. Dennoch schützt sie zu über 90%. Damit ist die Coronaschutzimpfung einer der wirksamsten Impfstoffe, die wir je hatten. Geimpfte untereinander stecken sich kaum an. Aber Ungeimpfte untereinander stecken sich an. Ungeimpfte können Geimpfte anstecken und Impfdurchbrüche stecken wiederum vor allem Ungeimpfte an. Die Inzidenz bei Ungeimpften ist in vielen Regionen zehnmal höher als bei Geimpften. Und Impfdurchbrüche müssen deutlich seltener ins Krankenhaus als infizierte Ungeimpfte. Das sind Fakten.
Wie schon gesagt, sind die Intensivstationen voll. Die Pflegekräfte sind noch überlasteter als sonst. Unser Gesundheitssystem droht zu kollabieren und das alles wegen Infektionen, die vermeidbar gewesen wären, wenn die Schwurbler*innen sich selbst impfen lassen würden und vor allem, wenn sie durch ihre Falschinformationen, ihre Lügen, ihre Hetze und ihre Propaganda nicht so viele Menschen verunsichert und von der Impfung abgehalten hätten. Es sind also nicht nur die Menschen, die nun an Covid erkranken und vielleicht sterben oder Langzeitfolgen haben, die unter den Schwurbler*innen leiden. Es sind auch die Menschen, die wegen überlasteter Krankenhäuser nicht medizinisch versorgt werden können. Unfallopfer oder Menschen mit Herzinfarkt, die keinen Platz mehr auf der Intensivstation haben. Oder Turmorpatient*innen, die nicht operiert werden können. Und nicht zuletzt sind es die Pflegekräfte, die gefährdet werden und eine Arbeitsbelastung haben, die einfach zu viel ist. Darum solidarisieren wir uns an dieser Stelle mit allen Pflegekräften und Gewerkschaften und ganz besonders mit Münstercares, die in den letzten Tagen und Wochen für eine bessere Pflege gestreikt haben!
Als wir das letzte Mal gegen die Schwurbler*innen demonstriert haben, haben diese uns zugerufen “Nazis raus!”. Wir sind natürlich auch der Meinung, dass Nazis raus sollen, darum finden wir es gut, dass auch sie selbst zu dieser Einsicht gekommen sind. Denn mit “raus” ist außerhalb unserer Gesellschaft gemeint und wir wollen keine Gesellschaft, in der sich Nazis wohlfühlen. Wir wollen keine Gesellschaft in der die Radikalisierung nach rechts immer weiter zunimmt, in der Faschos mit Fackeln vor den Häusern von Politiker*innen aufmarschieren oder Mordpläne in Chatgruppen schmieden. Doch all das passiert und wir solidarisieren uns mit all denjenigen, die von der verbalen, physischen und psychischen Gewalt der Schwurbler*innen betroffen sind! Dabei muss benannt werden, dass dies rechte Gewalt ist. Dem stellen wir uns klar entgegen und wir fordern alle demokratischen Politiker*innen auf dieser Radikalisierung und Gewalt endlich mehr als nur mahnende Worte entgegenzusetzen!
Doch was muss nun bei den steigenden Infektionszahlen getan werden? Womöglich werden Maßnahmen wie ein Lockdown nicht mehr umgänglich sein. Und die Folgen davon, nämlich mehr häusliche Gewalt, mehr psychische Erkrankungen, der Niedergang wirtschaftlicher Existenzen, Kinder, die nicht mehr zur Schule können und all das was wir in den letzten Lockdowns erlebt haben, wären vermeidbar gewesen. Auch diese Folgen sind Folgen der Verantwortungslosigkeit, der Lügen und der Menschenverachtung, die die Schwurbler*innen an den Tag legen. Hinzu kommt, dass Menschen, die über Impfungen aufklären, medizinisches Personal an Praxen die impfen oder einfach nur Kellner*innen, die nach dem 2G-Nachweis fragen müssen, körperlich angegriffen werden.
Für uns ist klar: wir gehen solidarisch durch die Pandemie, wir tragen Masken, lassen uns impfen und boostern. Wir achten nicht nur auf uns, wir achten auch auf andere. Darum: Nazis raus, Impfsaft rein!